Pressemitteilung zum 4. PiA-Politik-Treffen

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Psychotherapeuten in Ausbildung („PiA“) fordern: „Reform jetzt!“

Berlin, 20.09.2013. Über 1.000 junge Psychologen und Pädagogen demonstrierten bei einem bundesweiten Flashmob in 13 Städten (u.a. Berlin, Frankfurt, Hamburg & Dresden) durch fünfminütige Bewegungslosigkeit den „Stillstand seit 1999“. Die Forderung ist eindeutig und klar: Umgehend muss die Ausbildung zum Psychotherapeuten (PP & KJP) reformiert werden.

In einem anschließenden Treffen kommen über 50 Psychotherapeuten in Ausbildung und weitere Aktive in der Berufspolitik auf dem verbändeübergreifenden PiA-Politik-Treffen in Berlin zusammen und diskutieren gemeinsam mit Ministerialrat Ralf Suhr vom Bundesministerium für Gesundheit aus dem zuständigen Ausbildungsreferat und Peter Lehndorfer aus dem Vorstand der Bundespsychotherapeutenkammer zu einer möglichen Reform des Psychotherapeutengesetzes (PsychThG).

Worum geht es? Im Jahr 1999 wurde das Psychotherapeutengesetz in Kraft gesetzt, das u.a. die Ausbildungsverordnungen von Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten beinhaltet. Seitdem wurde nichts weiterentwickelt oder angepasst. Unklar ist beispielsweise nach der Bologna-Reform, welcher Abschluss zum Zugang zur Psychotherapeutenausbildung berechtigt. Die Forderung der PiA: Zur Ausübung des eigenständigen Heilberufes und für den Erhalt der hohen Qualität muss das Master-Niveau die Grundlage bilden. Völlig ungeregelt ist auch die Vergütung der 1.800 Stunden der praktischen Tätigkeit an den Kliniken während der Ausbildung. Die Spanne reicht derzeit von Null bis wenige hundert Euro im Monat, obwohl mit einem akademischen Abschluss eigenverantwortlich gearbeitet wird.

Das alles wollen die PiA nicht länger hinnehmen und machen erneut auf die unhaltbare Situation aufmerksam: „Ein besonderes Anliegen ist uns, an der anstehenden Gesetzesreform beteiligt zu sein“ will Katharina Simons von der Protestbewegung „PiA für gerechte Bedingungen!“ den Vertretern von Bundesgesundheitsministerium und Bundespsychotherapeutenkammer erklären.

Besonders angesichts der stetig steigenden Zahlen psychisch kranker Menschen und dem dringenden Bedarf an gut ausgebildeten Psychotherapeuten sei es völlig unverständlich, dass die Politik noch immer nicht zu eindeutigen und klaren Regelungen für die Ausbildung und die Vergütung gekommen ist, betonen die PiA-Politik-Akteure Ariadne Sartorius vom Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten (bvvp) und Kerstin Sude von der Deutschen PsychotherapeutenVereinigung (DPtV).

„Die dringend erforderliche Novellierung des Psychotherapeutengesetzeses muss eine Verbesserung der prekären Ausbildungssituation nach sich ziehen, das ist unser gemeinsames Ziel“ ergänzen Peter Freytag (VPP/BDP), Ariane Heeper (DGPT) und Manuel Becker (PiA für gerechte Bedingungen!).

Ricarda Müller von der deutschen Fachgesellschaft für tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (DFT) legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Verantwortung der Ausbildungsinstitute: „Die Kosten der Ausbildung müssen transparent und die damit verbundenen Angebote – also die Qualität der Ausbildung – überprüfbar sein. Nur so kann zukünftig eine adäquate Versorgung gewährleistet werden.“

Breite Unterstützung erhalten die PiA, neben vielen Berufs- und Fachverbänden auch von der Gewerkschaft ver.di, die seit Jahren ebenfalls diese Forderungen erhebt. Der Appell an die Politik lautet: Reform jetzt!