6. PiA-Politik-Treffen

Das 6. verbändeübergreifende PiA-Politik-Treffen am 22.09.2014 in Berlin stand unter dem Motto:

Mindestanforderungen an die Psychotherapie-Ausbildungsreform

Organisationsteam: Ute Adam (ausgeschieden), Manuel Becker (PiA für gerechte Bedingungen!), Daniela Foohs (DGPT), Eva Fraedrich, Ariane Heeper (DGPT), Ricarda Müller (DFT), Martina Reimitz (VPP im BDP), Ariadne Sartorius (bvvp), Katharina Simons (PfgB!), Kerstin Sude (DPtV)

Nachdem die Reform des Psychotherapeutengesetzes Eingang in den Koalitionsvertrag gefunden hat, wur-den in allen berufspolitischen Gremien die verschiedenste Modelle diskutiert, wie denn nun der Werdegang zum Psychotherapeuten und zur Psychotherapeutin in Zukunft aussehen könnte. Auch wir wollen unsere Meinung zu diesen Ideen kundtun. Dabei stand keine Entscheidung für oder gegen ein Modell zur Debatte, sondern vielmehr die Frage nach Mindestanforderungen, die wir im Rahmen der Reform – egal von welchem Modell – umgesetzt sehen wollen. Diese wurden mit VertreterInnen verschiedener Modelle diskutiert. Wolfgang Dube (ver.di) stellte die gewerkschaftlichen Anforderungen an eine Reform des Psychotherapeutengesetzes dar und betonte die Forderung nach Kostenfreiheit von Ausbildung, die Notwendigkeit einer angemessenen Vergütung und breiter Zugangswege mit Möglichkeiten für Quereinstiege. Dr. Peter Freytag (VPP im BDP) stellte die zeitliche Entwicklung der Reformdiskussionen dar und präsentierte ein Modell zur reformierten postgradualen Ausbildung, das v.a. die Breite des Zugangs, die angemessene Vergütung der Praktischen Tätigkeit und die hohe Qualität der Praktischen Ausbildung fokussierte. Barbara Lubisch (DPtV) sprach über die basale Direktausbildung – inkl. grundständigen Psychotherapiestudiums – und betonte ebenfalls die Notwendigkeit eines Weiterbildungsstatus für die rechtliche Zusicherung von tariflicher Vergütung für die psychotherapeutische Arbeit in Kliniken (analog Praktische Tätigkeit I bzw. II) sowie die Auffassung, dass eine Anerkennung auf Facharztniveau am ehesten mit einer strukturellen Parallelisierung des mediz. Heilberufes zu erreichen sei. Schließlich stellte Marc Wedjelek (BKJ) die Sicht der KJP in einer reformierten postgradualen Ausbildung dar und betonte die Notwendigkeit einer hohen Durchlässigkeit beim Zugang bzw. beim Quereinstieg. Die vollständigen Vorträge lassen sich unter www.piapolitik.de abrufen (Link). In der Diskussion zeigte sich, dass bislang keine/s der vorgestellten Ideen und Modelle verbindliche Aussagen über die Finanzierung der Praktischen Tätigkeit machen konnte und auch Fragen zur Vergütung ambulanter Behandlungsstunden im Rahmen der Direktausbildungsmodelle zum jetzigen Zeitpunkt nicht geklärt sind. Die Finanzierung sollte auf sichere Beine gestellt werden. Die VertreterInnen der verschiedenen Modelle zeigten sich offen für die Ideen der jeweils anderen Reform-Ansätze und zeigten eine hohe Annäherung und Gesprächsbereitschaft. Wir schlossen nach einer angeregten Diskussion mit einem Konsenspapier zu den Mindestanforderungen der PPT-Teilnehmer/innen ab. Bei den Mindestanforderungen hat das PPT-Team keine Priorisierung vorgenommen. Die Reihenfolge der Punkte wurde bedingt durch die Einschätzung (Vergabe von Punkten) der Teilnehmer/innen. Aus den Teilnehmer/innen-Einschätzungen geht hervor, dass die bisherigen Forderungen nach einer angemessenen Vergütung der Praktischen Tätigkeit im Rahmen der Psychotherapie-Aus-/ bzw. Weiterbildung immer noch an erster Stelle der Forderungen von PiA und jungen Psychotherapeuten steht (s. Punkt 1, Konsenspapier, Anhang). Auch der Master als Zugangsvoraussetzung zur Aus-/ bzw. Weiterbildung wurde in die Forderungen aufgenommen (s. Punkt 2, Konsenspapier, Anhang). Punkt 3 und 4 der Forderungen stehen für eine Anpassung der Aus- bzw. Weiterbildung an die unterschiedlichen Lebensmodelle und fordern daher einen breiten Zugang sowie die gegenseitige Anerkennung von Inhalten zwischen den verschiedenen Ausbildungsabschnitten.

Wir bedanken uns wieder herzlich für die finanziellen Hilfen der unsere Arbeit unterstützenden Verbände, die das Treffen in dieser Form ermöglichen und somit dazu beitragen, dass der psychotherapeutische Nach-wuchs sich mit den aktuellen berufspolitischen Themen auseinandersetzen, vernetzen und Aktionen zur Reform des PsychThG planen und umsetzen kann.

Beschlüsse

Es wurden vier Konsentierte Mindestanforderungen an die Reform des PsychThG aus Sicht des PiA-Politik-Treffens herausgearbeitet und mit großer Mehrheit beschlossen:

  • Punkt 1: Vergütung der praktischen Tätigkeit.
  • Punkt 2: Das Qualifikationsniveau am Ende des Studiums muss EQR7 sein.
  • Punkt 3: Wir fordern Flexibilität in Fragen von Arbeitszeitmodellen und Unterbrechungsmöglichkeiten.
  • Punkt 4: Wir sprechen uns für einen breiten Zugang, die gegenseitige Anerkennung von Qualifikationen/Inhalten und für Möglichkeiten zum Quereinstieg (u.a. das Nachholen von klinischen Inhalten) aus.

Download der Resolution (PDF)

Weitere Highlights des Treffens:

Inputs zu verschiedenen Modellvorschlägen und Plenumsdiskussion mit folgenden Referenten:

  • Wolfgang Dube (ver.di)
  • Peter Freytag (VPP im BDP)
  • Barbara Lubisch (DPtV)
  • Marc Wedjelek (BKJ)